Bevor wir angefangen haben die Basics des Segelns auf einem Canoe zulernen haben wir weiter an dem Boot, bei dessen Restaurierung wir beteiligt sind, gearbeitet.
Dabei haben wir viel neue Knoten gelernt, die die einzelnen Holzteile zu einem Canoe zusammenzufügen. Es werden keine Schrauben, Nägel oder ähnliches verwendet, sondern, wie in unserem vorletzten Beitrag erwähnt, ausschließlich Paracord aus Nylon.
Die meisten der Holzelemente, aus denen das Canoe zusammengebaut wird, haben eine sehr glatte Oberfläche. Da die Knoten meistens nicht in einem rechten Winkel zur Oberfläche gebunden werden, passiert es sehr schnell, dass die Schnüre den Halt verlieren und verrutschen. Dies bedeutet meisten, dass wieder von vorne begonnen werden muss, da die meisten Knoten unter reichlich Spannung angefertigt werden müssen. Unsere Trainer haben uns einen Trick gezeigt, wie man dem entgegenwirken kann: Sie machen häufig einfach mit einem großen Küchenmesser kleine Einkerbungen dort, wo die Schnur auf dem Holz aufliegt. Dennoch kann das Anfertigen der Knoten frustrierend sein. Bis zur Mittagspause haben wir es geschafft, die Elemente, die den Arm, der den „Hauptteil“ mit dem Ausleger (auf Marshallesisch e kubaak (e ist der Artikel)) verbindet, zu einem fertigen Bestandteil des Bootes zusammenzubauen. Nun muss e kubaak parallel und auf der richtigen Höhe zum „Hauptteil“ ausgerichtet werden und mit einem weiteren Knoten damit verbunden werden. Der Knoten der hierfür verwendet wird ist laut Tony Alik einer der Ältesten und weist die Besonderheit auf, dass er sich bei mehr Bewegung fester zieht. Dies war der letzte Arbeitsschritt, den wir am Freitag getan haben.
Während des Vormittags haben uns außerdem einige der Mitarbeiter von WAM demonstriert, wie man auf einem Muschelhorn einen Ton spielt. Diese riesigen Muscheln sind ziemlich schwer zu finden und wurden schon zurzeit als die Marshallinseln besiedelt wurden genutzt um Signale zwischen Booten zu geben. Die ersten Bewohner*innen der Marschallinseln sind auf Canoes über den Ozean gereist. Dort haben sie sich in der Regel in Kolonnen fortbewegt und hier wurden die Muschelhörner beispielsweise eingesetzt.
Nach der Mittagspause haben wir dann endlich unsere erste Segelerfahrung sammeln dürfen. Zunächst haben wir das Steuern mit einem Paddel geübt. Dies war überraschend körperlich anstrengend, da so ein Segel-Canoe recht schnell fahren kann und auch die Wellen den Armen einiges abverlangen.
An einer flachen Stelle wurde uns dann noch einmal langsam gezeigt, wie das Segel umgesetzt wird. Die Segel-Canoes können in beide Richtungen gesegelt werden. Dass heißt, es gibt kein richtiges Vorne und Hinten. Um sich in die eine oder andere Richtung fortzubewegen muss der Mast mit dem Segel daran an dem entsprechenden Ende des Boots platziert werden. Dass Boot, auf welchem wir waren ist für geübte Segler*innen, solcher Boote recht einfach in der Handhabung. Der Mast ist so mit dem Canoe verspannt, dass man das Gewicht nicht tatsächlich tragen muss, sondern den Mast lediglich „verschiebt“. Auch das ist anstrengend, wie wir gemerkt haben. Auf einem traditionellen Canoe wird der ganze Mast mit dem Segel herumgetragen. Nach der Demonstration, wie es eigentlich gemacht werden sollte, durften wir uns selbst daran versuchen, das Segel umzusetzen. Zu dritt haben wir den Job, den eigentlich Zwei machen, geschafft und zur Überraschung unserer Trainer ist niemand von uns ins Wasser gefallen. Der Vorgang des Umsetzens des Segels heißt auf Marshallesisch diak. Das haben wir dann noch einige Male geübt, bis unser „Arbeitstag“ zu Ende gegangen ist.